Quecksilber-Emissionen aus Kohlekraftwerken – Auswertung der EU-Schadstoffregistermeldungen

Hintergrund

Kohlekraftwerke müssen ihre Quecksilberemissionen jährlich an das EU-Schadstoffemissionsregister melden, wenn sie mehr als 10 kg Quecksilber im Jahr ausstoßen ("PRTR"). Die Studie untersucht die Quecksilbermeldungen von 16 Braunkohle- und 37 Steinkohlekraftwerken, die im Jahr 2013 zwischen 10,9 kg und 667 kg an das EU-Schadstoffregister gemeldet haben, insgesamt 5 Tonnen. Zusammen mit den nicht gemeldeten Quecksilberemissionen aus kleineren Kraftwerken werden in Deutschland von der Energiewirtschaft 7 Tonnen Quecksilber jährlich emittiert ("UBA 2015"). Das entspricht der jährlichen Freisetzung von sämtlichem Quecksilber aus 3,5 Milliarden Energiesparlampen. Während andere Branchen ihre Quecksilberemissionen deutlich gemindert haben, liegt die Emission der Energiewirtschaft seit 20 Jahren konstant bei rund 7 Tonnen und macht derzeit 70 % der gesamten Quecksilberemissionen Deutschlands aus. Dadurch ist Deutschland mit insgesamt 10 Tonnen Quecksilberausstoß pro Jahr zusammen mit Polen und Griechenland trauriger Spitzenreiter in Europa.

Inhalt und Ergebnis der Studie

Die Studie berechnet für jedes Kraftwerk die im Jahr 2013 emittierte Quecksilberkonzentration und vergleicht sie mit den Konzentrationswerten, die mit besten verfügbaren Techniken erreichbar sind. Die EU hat im Juni 2015 festgestellt, dass mit quecksilberspezifischen Techniken Emissionswerte unter 1 Mikrogramm pro Kubikmeter erreichbar sind. In den USA sind für Steinkohlekraftwerke seit April 2015 ähnlich niedrige Emissionskonzentrationen verbindlich vorgeschrieben. In Deutschland liegen die Quecksilberkonzentrationen der Kohlekraftwerke derzeit meist drei bis achtmal höher, in Einzelfällen beim 20-fachen. Erst ab dem Jahr 2019 verlangt Deutschland die Einhaltung eines Grenzwertes von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter. Der Grenzwert liegt bei Braunkohle 2,5-mal und bei Steinkohle 6,7-mal höher als die US-Vorgaben. Der künftige Grenzwert ist damit für eine relevante Quecksilberminderung wirkungslos.

Die Studie zeigt auf, dass bei Anwendung quecksilberspezifischer Techniken 85 % der Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken in Deutschland vermeidbar wären. Dies würde allein bei den 50 größten Kohlekraftwerken jährlich zu einer Minderung von 4,2 Tonnen Quecksilber führen. Die technischen Maßnahmen ließen sich ohne großen finanziellen Aufwand in kurzer Zeit realisieren.

Quecksilber-Emissionen aus Kohlekraftwerken und der Goldgewinnung führen weltweit zu wachsenden Umweltbelastungen. Vor allem steigt die Konzentration an hochtoxischem Methylquecksilber in Fischen: Immer häufiger werden lebensmittelrechtliche Grenzwerte im Schwertfisch, Thunfisch, Aal und anderen großen, älteren Fischen am Ende der Nahrungskette überschritten.

Methylquecksilber führt bei Ungeborenen und Kleinkindern zu Schäden bei der Gehirnausbildung und bewirkt verminderte Intelligenz. Auch bei Erwachsenen reichert sich Methylquecksilber im Gehirn an und führt zu Nervenschäden. Die erbgutverändernde Wirkung von Methylquecksilber ist nachgewiesen. Zudem besteht der Verdacht, dass Methylquecksilber krebserzeugend wirkt.

3Sat-Fernsehbeitrag zur Studie

SWR-Fernsehbeitrag zur Studie

SWR-Rundfunkbeitrag zur Studie

BR-Rundfunkbeitrag zur Studie

WDR-Beitrag zur Studie

Spiegel-Beitrag zur Studie

Handelsblatt-Beitrag zur Studie

ZEIT-Beitrag zur Studie

Kontakt:

Christian Tebert

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